Wie gut kennen wir unsere Begabungen?
Im Laufe unseres Lebens müssen wir häufig unser Können oder unsere Begabungen einschätzen, zum Beispiel, wenn es darum geht, ob wir den Anforderungen eines Berufs gerecht werden können oder ob wir uns ausreichend auf eine Prüfung vorbereitet haben. Solche Selbsteinschätzungen korrelieren in manchen Bereichen allerdings erstaunlich gering mit objektiven Begabungsindikatoren (z.B. der Leistung in einem Intelligenztest). Während manche Personen also eine realistische Vorstellung der eigenen Leistung haben, über- oder unterschätzen sich andere Personen.
Im Alltag sind aber auch Einschätzungen durch Andere relevant: Einerseits könnten uns Personen aus dem nahen Umfeld durch (akkurates) Feedback bei (z,B. beruflichen) Entscheidungen unterstützen. Andererseits müssen sich auch unbekannte Personen manchmal ein schnelles Bild der Eigenschaften und Begabungen einer Person verschaffen, beispielsweise in Bewerbungsgesprächen oder bei ersten Dates. In unseren Studien haben wir herausgefunden, dass Einschätzungen anderer, z.B. durch Partner:innen oder gute Freund:innen, ähnlich akkurat und teilweise sogar akkurater sind als Selbsteinschätzungen. Allerdings gibt es auch bei Fremdeinschätzungen Hinweise auf Verzerrungen, gerade wenn es beispielsweise um den ersten Eindruck geht.
Wir beschäftigen uns primär mit Selbst- und Fremdeinschätzungen von Begabungen (z.B. Intelligenz oder sozial-emotionale Fähigkeiten). Konkret untersuchen wir, wie genau solche Einschätzungen sind, wodurch man individuelle Unterschiede in Einschätzungen erklären kann, und wie man Einschätzungen verbessern kann. Durch unsere Forschung möchten wir auch dazu beitragen, mögliche negative Konsequenzen von Fehleinschätzungen aufzuzeigen und–idealerweise–zu verringern.
Ausgewählte Publikationen:
Neubauer, A. C., Pribil, A., Wallner, A., & Hofer, G. (2018). The self–other knowledge asymmetry in cognitive intelligence, emotional intelligence, and creativity. Heliyon, 4(12), e01061. https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2018.e01061
Neubauer, A. C., & Hofer, G. (2021). Self-estimates of abilities are a better reflection of individuals’ personality traits than of their abilities and are also strong predictors of professional interests. Personality and Individual Differences, 169, 109850. https://doi.org/10.1016/j.paid.2020.109850
Hofer, G., Langmann, L., Burkart, R., & Neubauer, A. C. (2022). Who knows what we are good at? Unique insights of the self, knowledgeable informants, and strangers into a person’s abilities. Journal of Research in Personality, 98, 104226. https://doi.org/10.1016/j.jrp.2022.104226
Hofer, G., Macher, S., & Neubauer, A. C. (2022). Love is not blind: What romantic partners know about our abilities compared to ourselves, our close friends, and our acquaintances. Journal of Research in Personality, 98, 104211. https://doi.org/10.1016/j.jrp.2022.104211
Hofer, G., Mraulak, V., Grinschgl, S., & Neubauer, A. C. (2022). Less-intelligent and unaware? Accuracy and Dunning–Kruger effects for self-estimates of different aspects of intelligence. Journal of Intelligence, 10(1), Article 1. https://doi.org/10.3390/jintelligence10010010